MUSIKER MAGAZIN INTERVIEW - Joachim Griebe

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MUSIKER MAGAZIN INTERVIEW

  DANKE AN RONJA RABE und an das Team vom MUSIKER MAGAZIN




  • Wie bist du zur Musik gekommen und wie verlief deine musikalische Laufbahn bisher?
Seit meinem 12 Lebensjahr spiele ich Gitarre und Klavier. Ich hatte sehr viel Glück mit meinen Musiklehrern in der Schule. Die haben mich immer unterstützt und gefördert, auch bei der Entscheidung Profimusiker zu werden. Wie fast alle Musiker haben ich in unzähligen Bands gespielt. Von Blues bis Tanzmusik war alles dabei.
Damit seinen Lebensunterhalt auf Dauer zu verdienen, war nicht mein Weg. Durch einen privaten Kontakt habe ich mich in einem Studio in Hamburg dann langsam in den Bereich Werbung und Songwriting eingearbeitet.Dabei habe ich Demos erstellt, Arrangements erarbeitet, Gitarre auf unzähligen Demos gegen Geld gespielt und dann kamen auch die ersten Aufträge in Zusammenarbeit mit einer Werbeagentur.
Firmen wie Unilever, Philips, Jonny Walker, n-tv waren unter anderem meinen Auftraggeber.
Mein Arbeitsfeld war breit gespannt. Imagefilme bis hin zur Musik für Telefonanlagen waren dabei.
Dann kamen die ersten Songs. Ohne die Beratung und Hilfe von Ellie Weinert (Songs Wanted) hätte ich diesen schweren Anfang damals nicht geschafft.
 

  • Du arbeitest viel als Songwriter für unterschiedliche Künstler im In- und Ausland, aber komponierst auch Werbemusik. Wie kommst du an Aufträge und wie sieht die Arbeit aus?
Die ersten großen Aufträge kamen über persönliche Kontakte. Ich glaube es war meine Zuverlässigkeit und meine Arbeit als Dienstleister, die mir weitere Aufträge verschafften. Ich habe mich schon sehr bemüht Musik im Sinne des Auftraggebers und des Verwendungszwecks zu machen.
Heute sind es die langjährigen und seriösen Kontakte, die ich in all den Jahren aufgebaut habe, die mir Aufträge bringen.
Aber auch das Internet. Durch einen Internetclip, den ich vertont habe, kamen Anfragen aus den USA. Es geht um Songdemos im Bereich Country Rock. Ich liefere dafür Songs komplett ab, mit Gesang und dem kompletten Aufbau. Das ist viel Arbeit. Ist als ob ich den Amis Kaugummi oder Cola verticke.
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INFO - LINK - SONGWRITING : http://www.joachimgriebe.de/songwriting.html
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  • Nebenbei arbeitest du auch an deinem Solo-Album. Was ist der Unterschied beim komponieren für andere und dem Schreiben deiner eigenen Songs?
Ein Soloalbum zu machen ist meine Herzensangelegenheit und ein Lebenstraum. Die Songs entstehen dann wirklich aus meinem Leben.
Wenn ich für andere komponiere, möchte ich wissen was das für Menschen sind, was sie selbst gerne hören. Ich versuche mich in sie rein zudenken, aber dann auch immer noch einen frischen Kick reinzubringen.
Ich arbeite oft für Künstler die noch am Anfang stehen.
Dann kann es schon 10 Demos dauern bis eine Richtung gefunden ist. Die Songs werden nach und nach optimiert. Sie müssen in jeder Hinsicht zum Künstler / Auftraggeber passen.
Die Songs müssen nachher auch live funktionieren. Da geht es eben nicht um mich als Musiker  
  
sondern um einen Dienstleister der sich in andere hineinversetzen kann.
Das ist einer meiner Stärken.

  • Für dich als Fan des 1995 verstorbenen irischen Musikers Rory Gallagher war es bestimmt eine tolle Erfahrung mit seiner Band Aufnahmen zu machen. Wie ist es dazu gekommen?
Ja! Mit Sicherheit ein Highlight in meinem Leben.  
Neben meiner täglichen Arbeit habe ich immer an Projekten gearbeitet, die mit Blues, Rock oder Jazz zu tun haben.
Geld verdient habe ich damit nicht - aber verloren! Den Kontakt zu Musikern in England oder Irland hatte ich schon immer. In Holland traf ich dann Gerry Mc Avoy bei einem Tributekonzert und wir lernten uns kennen.
Die Idee so ein Konzert in Gedenken an Rory in Hamburg zu veranstalten, wollte ich zusammen mit einem Freund umsetzen.
Die lange Planung war so schwierig und es gab einfach zu viele Problem.
Mein Freund sagte dann: "Achim, schreib Songs und produziere was, in Gedenken an Rory.“.
Zwei Jahre haben wir dann nochmal geplant, bis wir mit Rory`s Rhythm Section ins Studio gegangen.
Etwas später hat dann noch Ian Cussick (den ich als Sänger immer verehrt habe) die Tracks mit seiner Stimme veredelt. Reiner Regel am Sax und der verstorbene Pianist Ralf Schwarz (u.a Stephan Gwildis) haben außerdem wundervolle Takes beigesteuert. Mein Traum ging in Erfüllung. Es war unbeschreiblich für mich.
Gerry Mc Avoy und ich planen gerade etwas Neues in diese Richtung.
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INFO LINK - RORY GALLAGHER HAMBURG SESSION  :   http://www.joachimgriebe.de/in-memory-of--rory-gallagher-.html
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  • Eine weitere spannende Zusammenarbeit ist die von dir und dem australischen Musiker Peter D. Harper. Nach 16 Jahren Funkstille startet ihr das Projekt Harper & Griebe nun erneut. Wie kam es nach der langen Zeit zu einem Wiedersehen und einer erneuten Zusammenarbeit?
Mit Peter ist das echt eine irre Story. Nachdem ich seine CD in einem Club in Berlin gehört hatte und Kontakt zu ihm aufgenommen habe, kam er vor sechzehn Jahren für nur drei Tage aus Melbourne zu mir nach Harburg. In der kurzen Zeit entstand eine tiefe Freundschaft und drei Songs für sein Soloalbum.
Ein halbes Jahr später kam er nochmal vier Wochen zu mir und wir schrieben die Songs, die jetzt auf der veröffentlichten 'Distant Unity' zu finden sind.
Private Umstände bei uns beiden, er zog von Australien in die USA und durch Stress bei mir, kam es zu dieser Funkstille.
Anfang 2018 habe ich in meinem privaten Umfeld viel über Peter erzählt und ihn dann nach dem Rat meiner Freundin angeschrieben. Als Antwort kam: „Hey, wir spielen in drei Wochen in Germany auf dem Grolsch Bluesfestival“. (Er hatte in den letzten sechzehn Jahren KEIN einziges Konzert in Deutschland gegeben). Also habe ich ihn kurzer Hand dort getroffen und nun sind wir beide sehr glücklich das Harper&Griebe Projekt wieder aufleben zu lassen.
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  • Was habt ihr als nächstes geplant?
Wir schreiben gerade an den Songs für ein neues Album, das ebenfalls bei BSC Music/ „R’n’D“Label mit der großen Unterstützung von Christoph Bühring Uhle rauskommt. Peter fliegt  Ende des Jahres zu mir um die Vocals und seine Parts aufzunehmen. Wir möchten dann gerne nächstes Jahr Livekonzerte geben.

  • Gerade hast du mit „Chimoya“ ein Instrumentalalbum angekündigt. Was erwartet den Hörer hier?
Ich arbeite schon lange an diesem Instrumentalalbum. Hier wird sicherlich eine sehr interessante Kombination meiner musikalischen Vorlieben und Mixturen von Musikstilen entstehen. Zusammen mit einem Filmemacher arbeite ich auch an der visuellen Umsetzung der Musik, die wir mit dem Album veröffentlichen werden. Eine Kostprobe gibt es dazu schon im Netz (https://vimeo.com/284897035). Zu sehen ist die 'Elphi' und Hamburg per Drohne gefilmt. Das Ganze ist mit einem Chimoya Titel unterlegt.
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  • Obwohl Songwriting und Studioarbeit bei dir im Fokus stehen, hast du auch eine Live-Band. Wer gehört dazu und wie häufig und wo kann man euch live erleben?
Meine Liveband besteht aus Hendrik Thiesbrummel am Schlagzeug, der auch auf all meinen Studioprojekten trommelt, Torsten Delvos am Bass und Sebastian Bender an den Keyboards.
Sobald wir mit dem Booking für nächstes Jahr für Harper&Griebe loslegen, bei der auch meine Band uns begleiten wird, plane ich auch meine Solotour.

  • In einer Facebook-Gruppe zum Thema Künstlersozialkasse beantwortest ehrenamtlich die Fragen deiner Kollegen dazu. Was hat dich zu diesem Engagement bewogen?
Seit fünfzehn Jahren engagiere ich mich in diesem Bereich. Über 25 Jahre bin ich selber über die Künstlersozialkasse pflichtversichert. Der Anstoß war mein damaliger Rauswurf aus der Künstlersozialkasse. Danach habe ich das KSK Forum aufgebaut.
Es gibt Tage mit fast 50 Anfragen. Ich helfe wo es mir möglich ist. Anträge, Rauswürfe, Prüfungen usw.
In der Zwischenzeit ist auch das Problemfeld "Schulden bei der Krankenkasse" dazu gekommen. Ich mache das alles ehrenamtlich.  
  • Der Zusammenhalt unter MusikerInnen scheint dir sehr wichtig zu sein. Wie sollte der im Idealfall aussehen und wie engagierst du dich persönlich für deine KollegInnen?
Ich hätte meinen Lebenstraum von der Musik zu leben niemals erreicht ohne die Hilfe von Freunden, meiner Familie, Lebenspartnern und auch Kollegen, die mit den entscheidenden Tipps zur rechten Zeit da waren. Hier geht es nicht um den 'amtlichen' Verstärker oder das neue Stimmgerät. Ich habe das Glück gehabt, das mir  Freunde und Kollegen das "Geschäft" erklärt haben und Wege aufgezeigt, mich gewarnt oder auch positiv begleitet. Etwas mehr Solidarität und Hilfe unter Musikern wäre mehr als hilfreich für uns alle.  
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